2018/Marokko

Große Marokko-Rundreise

vom 7. Juli bis 7. August 2018

Anreise

Der erste Reisetag ging bis auf den Stellplatz in Dinkelsbühl, dort waren wir in Weib's Brauhaus schwäbisch Essen mit hauseigenem Bier. Der zweite Tag brachte uns dann durch die Schweizer Alpen bis nach Genua, der Park4night-Empfehlung folgend mit Gratis-Parkplatz zur Übernachtung auf der Piazza Vittoria. Tags drauf ging's auf's Schiff, gebucht bei GNV mit riesigem Verpflegungspaket fürs Self-Service-Restaurant - wir mussten an Bord nicht hungern! Zur Einreise in Marokko wird schon an Bord der Pass vom Grenzbeamten abgestempelt. Die dreiteiligen Einreisepapiere fürs Auto gab's erst am Tag drauf, auch an Bord, beim zweiten Beamten. So kam an Bord keine Langeweile auf, das Schlangestehen verschlang mehrere Stunden.

Vom Mittelmeer bis Chefchaouen

Die Kfz.-Papiere wurden bei der Einreise mit weiteren schönen Stempeln verziert, insgesamt etwa eine Stunde bis wir aufbrechen konnten. In Tétouan konnten wir im Marjane-Supermarkt (kein Alkoholverkauf!) unsere Vorräte auffüllen und sehr günstig tanken, wie in ganz Marokko kostet ein Liter Diesel ca. 10 Dirham (0,93 €). Zum Abendspaziergang sind wir über den Rummelplatz von Oued Laou gebummelt und verbrachten die erste Nacht in Marokko direkt am Mittelmeer an der Promenade. Am nächsten Morgen konnten wir unsere Füße noch ins Meer halten und sind weiter durchs Rif-Gebirge bis Chefchaouen auf den Camping Azilan mit schönem Blick ins Tal. Campingplätze fanden wir dank des hervorragend recherchierten Campingführers von Edith Kohlbach. Chefchaouen beeindruckt wirklich durch seine blauen Häuser, die Fotomotive sind durchweg postkartentauglich. Am Platz vor der Kasbah erstanden wir in einem winzigen Lädchen die SIM-Karte für 4 € und 10 GB Datenvolumen für 10 € von Maroc Telecom, empfohlen von den Reisenden im Kasten in Blau. Vielen Dank für die tollen Tipps! Die Ladeninhaberin hat alles korrekt eingerichtet, vom Einlegen der Karte bis zu den diversen Einstellungen in den Tiefen der Telefonmenüs.

Meknès und Fès

Die ersten beiden der vier Königsstädte unterscheiden sich deutlich voneinander. Zunächst Meknès: Hier geht es recht gemütlich zu. Als kleinste der Königsstädte ist das Areal dennoch weitläufig, auf die Ville Impériale haben wir deshalb auch verzichtet, die Medina war größtenteils geschlossen. Hier mussten wir noch üben, es war Freitagabend, da ist das in ganz Marokko so. Der Übernachtungsparkplatz direkt am "Christengefängnis" mit Bewachung Tag und Nacht gegen Trinkgeld hätte zentraler nicht liegen können. Anders Fès: Vor dem Anfahren des Campings Diamant Vert umrundeten wir die Medina auf einer Art Ringstraße, die immer wieder tolle Blicke auf die in typischem Fesser Sandbraun gehaltenen Gebäude erlaubte. Vom Camping in die Altstadt ging es dann mit einem weiteren Pärchen mittels rarem Taxi. Wirklich schmale Gassen mit gewaltiger Warenanhäufung allenthalben. Im Färberviertel ist das Hochkrempeln der Hosenbeine dringend empfohlen, zum Blick auf die Gerbereien betritt man das Haus eines der Lederwarenhändler. Unser Händler sprach deutsch und erklärte uns für ein Trinkgeld (da wir nichts kauften) geduldig die Einzelheiten des Gerbereibetriebs.

Durch den Mittleren Atlas bis Erg Chebbi

In Sefrou waren wir die einzigen Touristen. Der selbsternannte, weitgehend zahnlose Guide, der sich unserer unaufgefordert beim Rundgang durch die Medina annahm, war etwas anstrengend. Für die ganze Reise gilt aber, dass wir nur sehr selten von aufdringlichen Händlern oder Guides faux genervt sein mussten. Auf der Fahrt Richtung Sanddünen nahmen wir noch die Begegnung mit den Berberaffen mit, zuvor wurden wir direkt durch den Wald gelotst, um dann den ersten Pass auf 2.100 m zu überqueren. Die BOX nahm grundsätzlich alles mit Leichtigkeit, für Marokko ist unser Knaus Boxstar auf Fiat Ducato völlig ausreichend, auf längeren Schotterstrecken wären 18-Zöller mit Niederdruckreifen sicher angenehmer, aber allzu viele schlechte Pisten gibt es in Marokko nicht mehr. Die Bodenfreiheit reicht im allgemeinen auch aus, wir sind dennoch mit der Trittstufe einmal leicht aufgesetzt, da hilft es, besser aufzupassen. Der relaxten Zwischenübernachtung in der Kasbah Jurassique (mit Pool) folgte die Fahrt durch Ksar-Dörfer bis zu den Sanddünen des Erg Chebbi. Bei über 40° C im Schatten zogen wir das klimatisierte Zimmer im Hôtel Auberge Café du Sud dem dort auch vorhandenen Stellplatz vor. 

Erg Chebbi

Die Auberge bietet beim Frühstück und Abendessen am Pool den direkten Blick auf die grandiosen Sanddünen, sie reichen unmittelbar bis an die Terrasse. Bei Sonnenaufgang über den Dünen plötzlich Leben im Sand: ein kleines, pelziges Tierchen (vermutlich ein Atlashörnchen) gräbt sich ein Loch. Wir begruben endgültig den Wunsch, eventuell mal mit einem Quad durch die Sahara zu heizen, die Vorstellung, einem solchen Tierchen über den Kopf zu sausen, gefiel uns nicht. Tagsüber wurden es nun 48° C, wir hatten ja die Klimaanlage im Zimmer. Das Bier stellten wir im BOX-Kühlschrank, der sein Bestes gab bei dieser Hitze, kalt, denn Alkohol wurde wieder einmal nicht ausgeschenkt.

Straße der Kasbahs

Der Landstrich zwischen Erg Chebbi und der Straße der Kasbahs ist zunächst eintönig, spätestens aber ab dem Abzweig von der Hauptroute in die Dadès-Schlucht wird es atemberaubend. Wir sind die Strecke durch die Schlucht einmal abgefahren um dann an der engsten Stelle beim Camping Berbère de la Montagne anzukommen. Vorbei an diversen Kasbahs, Tajine-Mittagessen am Straßenrand und der Besuch der Kasbah Amridil in Skoura waren die weiteren Highlights dieser Route. In Ouarzazate konnten wir im Alkoholladen unsere Biervorräte auffüllen. Wir standen mit der BOX übernacht direkt am Pool der Unterkunft in Ait Ben Haddou, wo wir am Morgen noch den Ksar ausführlich besichtigt haben. Über den Pass Tizi n'Tichka über 2.260 m mit 20 km Schotterpiste (die Asphaltstraße ist zzt. in Bau) ging es weiter nach Marrakesch.

Marrakesch

In Marrakesch, der dritten Königsstadt, leitete uns das Garmin Camper Navi mit top-aktueller und legaler Gratis-Karte ausgestattet (dank OSM-Karten von raumbezug.eu - Seite aktuell leider nicht erreichbar, alternativ garmin.openstreetmap.nl) erstmal quer durch die Medina zum zwar zentrumsnahen, aber nicht sehr schönen, dafür umso teuren Wohnmobilstellplatz. Für eine Nacht in Ordnung, wir organisierten uns mithilfe von booking.com aber lieber ein ganz in der Nähe gelegenes Riad für den nächsten Tag, zumal es auch viel zu heiß in Marrakesch zum Übernachten in der BOX war. Der erste Gang in die Stadt führte zum weltberühmten Platz Djemma el Fna mit lecker Essen auf der Terrasse des Café Kessabine. Nach dem Umzug ins Riad Alamir haben wir in den nächsten Tagen Besichtigungen auf dem Programm gehabt: Jardin Majorelle, Webereimuseum im Palast Dar Si Said, der "unvergleichliche" aber im wahrsten Sinne des Wortes ruinierte Al-Badi-Palast und das Marrokanische Museum in einem weiteren renovierten Palast. Der letzte Tag in Marrakesch begann mit einem Besuch beim Teppichhändler: Der Händler legte uns die verschiedenen marokkanischen Teppichmuster dar, führte uns dutzende Teppiche vor, am Ende haben wir einen schönen kleinen dicken Berber-Wollteppich und eine große Sabra-(Kaktusseide)-Tagesdecke in Betracht gezogen. Preisvorstellung wie aus 1001 Nacht: 27.200 DH! Mein Gegenangebot: 2.500 DH. Zunächst letzter Preis des Händlers: 22.000 DH, ca. 2.000 €. Völlig absurd. Spätere Preisvergleiche ergaben: vergleichbarer Berberteppich in einem Festpreisladen in Marrakesch 4.400 DH, bei Amazon in Deutschland 350 €, ähnlicher Sabra-Teppich etwa 300 €. Die Vorstellung, jeden Tag so einkaufen gehen zu müssen, würde uns völlig erschöpfen. Zwischendurch haben wir uns immer wieder schön in den verschiedenen Souks verlaufen. Am letzten Abend waren wir wieder auf den Djemma el Fna: Schlangenbeschwörer, Affen, Akrobaten und das Übliche: Händler, Händler, Händler. Wir konnten nicht beobachten, dass irgendetwas gekauft wird. Colatrinken auf einer Dachterrasse, hier kein richtiges Essensangebot, aber guter Platz zum Knipsen des Djemma. Später Restaurant-Dachterrasse mit Essen gefunden. U. a. "Salade du Chef" mit Mayonnaise. Letztere bescherte Übelkeit und Erbrechen - wir verlängerten um einen Tag im Riad.

Zwischen Marrakesch und Casablanca

Richtung Küste ging es durch das Gebiet der endemischen Arganbäume: Ziegenherden stehen tatsächlich in den Bäumen, um an den wertvollen Nüssen zu knabbern. Die Nuss selbst wird dann zu Arganöl verarbeitet. Bei Carrefour konnten erneut die Biervorräte nachgefüllt werden. In Essaouira gibt es für Wohnmobile keine guten Park- oder Übernachtungsmöglichkeiten, die Campingplätze sind durchweg scheußlich. Abseits der Küste entspannten wir dann in der sehr schönen, aber zu dieser Jahreszeit nahezu leeren Anlage Esprit Nature. Nach Norden ging es dann entlang der sehr schönen Küstenstraße mit Blicken auf Sandstrände und Steilküsten bis Oualidia. Die Hinweise aus dem Reiseführer (wir waren mit dem Marokko-Band aus dem Stefan-Loose-Verlag sehr zufrieden), dass im Juli/August "alle" (Inlands- und Auslads-)Marokkaner an der Atlantikküste sind, sollte man ernst nehmen, es ist wirklich sehr überlaufen! Die Sonnenschirmdichte liegt bei über 100%! Wir haben dennoch einen schönen Abend mit netter Begegnung mit höchst freundlichem Marokkaner, diesmal als Parkplatzwächter, verbracht. Das Sicherheitsgefühl bei Übernachtungen auch außerhalb von Campingplätzen oder Stellplatzen an Hotelanlagen war jederzeit sehr hoch, da es regelmäßig Tag- und Nachtwächter gibt. Zur Weiterfahrt nach Casablanca sind wir nun zum ersten Mal auf Marokkos Autobahnen unterwegs gewesen. Gebaut nach französischem Vorbild in sehr guten Zustand, aber die Maut ist hier deutlich niedriger. In Casablanca haben wir uns auf die Außenbesichtigung der Hassan-II-Moschee beschränkt, parken ist direkt gegenüber der Moschee möglich.

Rabat und Asilah

Für Rabat, Königsstadt 4 von 4, haben wir uns wieder in ein Riad einquartiert. Das Riad Meftaha ist schön und liegt direkt vor den Toren der Medina. Die Stadt ist im Viertel der Kasbah des Oudayas am schönsten. Essengehen war etwas schwieriger, letztlich gab es Pizza an der Promenade mit Blick auf die Ruderboote zur Nachbarstadt Salé, die wir tags drauf auch nahmen. Salé hat einen interessanten Souk, wirklich für Einheimische, nicht so sehr mit den typischen Auslagen, wie sie in ganz Marokko zu finden sind. Diese Waren werden nach unserer Beobachtung aber kaum gekauft - weder von Touristen noch von Einheimischen - im Gegensatz zu den hier gesehenen Waren: Nahrungsmittel, Drogeriewaren und auf großen Wühltischen aufgetürmte Billigklamotten, vermutlich aus Fernost. Die schnieke Tram brachte uns wieder nach Rabat zum Hassan-Turm. Abends ließen wir es uns auf der gemütlichen Dachterrasse des Riad gut gehen. Ein weiteres Mal auf der Autobahn waren wir schnell in Asilah, der Campingplatz war zwar nicht doll, aber nur durch die Uferstraße vom Strand entfernt, der hier nicht überlaufen war, von dem aus man sich per Ritt auf dem Kamel (mit Fohlenbegleitung) in die abgeschiedeneren Teile des kilometerlangen Strandes bringen lassen konnte. Asilahs Medina ist enorm rausgeputzt, die Attraktion sind die bei Künstlerprojekten entstandenen Wandgemälde. Essengehen konnten wir recht gut in den Fischlokalen, jeweils mit Blick auf die unzähligen (gern in rosa gehaltenen) Kutschen für die zumeist einheimischen Touristen.

Rückfahrt

Die letzten Dirhams konnten wir an der Tankstelle und bei Marjane loswerden, die Ausreiseprozedur benötigte etwa 60 Minuten, inklusive Fahrzeug-Scan. Ab dann hatten wir wieder viel zu essen (siehe auch: Anreise), jetzt auch warm, da wir die im Speiseraum befindliche Mikrowelle entdeckten. Bei der Hafeneinfahrt in Genua gab es noch Tümmler zu bestaunen, Übernachtung auf dem Autobahn-Rasthof Castelnuovo. In St. Gallen durch die Altstadt geschlendert, nicht zu Mittag gegessen (Preise: "Die spinnen, die Schweizer"), Souvenir fürs Wohnmobil (Salatgarnitur) erstanden. Direkt am Bodensee in Rorschach (mit Bademöglichkeit) konnten wir stehen, am letzten Morgen gönnten wir uns noch die Besichtigung des Hundertwasser-Hauses "Markthalle Altenrhein" in Staad und haben in Bayreuth im Biergarten des Restaurants Eule Mittag gegessen (nach mehreren Wochen gab es wieder Schweinefleisch) und sind nach Hause gefahren.

Fazit

Wir hatten eine wunderbare Zeit in Marokko, auch wenn drei Wochen Aufenthalt (plus eine Woche An- und Abreise) viel zu kurz sind. Die Beschränkung auf Nord- und Zentral-Marokko war gut gewählt, so kamen immer noch 5.300 km, davon knapp 2.800 km in Marokko, zusammen. Offen für eine weitere Marokko-Reise sind der äußere Nordosten am Mittelmeer, der Anti-Atlas und eine Reise in die Westsahara geblieben.

Auf der Fähre wurden wir etwas unsicher, ob wir denn auch die geeignete Reisezeit gewählt haben. Wir waren neben einem älteren Teilintegrierten und zwei VW-Bussen die einzigen im Wohnmobil an Bord. Auch unterwegs in Marokko haben wir nur ganz vereinzelt Wohnmobile gesehen. Das Klima im Landesinneren war aber durchaus erträglich, nur tags in der Sahara und auch in Marrakesch wurde es uns zu heiß, hier sind wir gern ins Hotel umgezogen. An der Küste war es durch die ständigen Atlantikwinde angenehm, aber wegen der Hauptreisezeit der Einheimischen überlaufen. Durch die niedrige Luftfeuchtigkeit am Tag waren, anders als in den Tropen, die Temperaturen nicht so schweißtreibend. Dazu kam psychologisch entlastend die extreme Hitzewelle in Mitteleuropa: In Berlin war es während unserer Reise an manchen Tagen heißer als in Marokko!

Die BOX hat alles gut mitgemacht. Extra einen großen Betrag hinzulegen für Höherlegungen und spezielle Reifen sind für diese Reise nicht nötig. Auch Allrad- oder Heckantrieb wären völlig überzogen. Nur unsere Mieter haben das Nachsehen: Die Versicherung für Vermietungen deckt Marokko leider nicht ab.

Die Kosten im Land sind außerordentlich niedrig: Stellplätze an Hotels oder bewachte Parkplatze, aber auch die Campingplatze sind, verglichen mit Europa, so günstig, dass es sich finanziell kaum lohnt, mühsam einen kostenlosen Platz zum Übernachten zu suchen. Für Übernachtungen aller Art (von kostenlos bis schickes Riad mit Pool) haben wir im Durchschnitt 15 € pro Nacht ausgegeben. Einzig die Fähre von Genua nach Tanger Med und zurück trieb die Kosten mächtig in die Höhe. Wären wir mit dem Auto bis nach Südspanien und von dort wieder zurück gereist, hätten wir unter Berücksichtigung von Diesel- und Mautkosten (Verschleiß noch nicht eingerechnet) etwa 250 € einsparen können, bei mehreren Tausend Kilometern und viel zusätzlicher Zeit hinterm Steuer.

Zuhause haben wir inzwischen die mitgebrachte gasherdtaugliche Tajine ausprobiert und denken jederzeit mit viel Sehnsucht nach der Ferne an diese schöne Reise zurück.

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