2025/Nordeuropa

Herbst im Norden Europas

1Mi, 8. Oktober 2025
Berlin - Rostock   Gedser - Bøtø
 
300 km

Start der Herbstreise! Bei Nieselregen ging es los, staufrei bis Rostock. Nachgetankt und am Warteplatz in den "Scandlines Bordershop". Eine Kuriosität. Bezahlt wird in dänischen Kronen und Getränke in Dosen wird nur an Einwohner Nordeuropas mit Nachweis verkauft, weil kein Pfand erhoben wird! Ich konnte einen Single Malt Whisky erstehen. Mit Scandlines auf der M/V Berlin ab 20.15, an 22:15 in Gedser. Noch ein paar Kilometer auf den strandnahen Übernachtungsplatz.

2Do, 9. Oktober 2025
Bøtø - Roskilde - Malmö - Lomma
 
220 km

Die erste Nacht im neuen Auto war sehr schön, ich habe gut geschlafen. Nach einem kleinen Strandspaziergang bei strahlendem Sonnenschein ging es auf Nebenstraßen bis Roskilde, eine kleinere Stadt, verschlafen und dänisch nett. Weiter auf der Öresundbrücke bis Malmö. Wenig Verkehr, dank Online-Ticket zügig durch die Mautstelle mit Kennzeichenerkennung, danach ein schwedischer Grenzer, der mehr Interesse am Campingausbau als am Ausweis hatte. Er würde das auch gern machen, sei aber kein Tischler! Wir verständigten uns darauf, dass es auch mit Youtube-Videos gehen kann!  

In Malmö stand ein Besuch der Konsthall auf dem Programm. Es gibt - generell ohne Eintritt - Wechselausstellungen, zurzeit dem Thema "Speaking Volumes". Sechs unbekanntere Künster und ein Rückblick auf 50 Jahre Kunsthalle waren zu sehen. Das Thema habe ich zwar nicht richtig verstanden, aber ein hübsches Ausstellungsplakat gab es als erstes Souvenir. Stellplatz etwas außerhalb an einem Jachthafen.

3Fr, 10. Oktober 2025
Lomma - Norrköping
 
469 km

Nach kleinem Morgenspaziergang am Jachthafen viele Kilometer durch Südschweden bis zum nächsten Jachthafen in Norrköping.

4Sa, 11. Oktober 2025
Norrköping - Grisslehamn   Eckerö - Hammarland
 
297 km

Ein weiterer Fahrtag durch Schweden bei strahlendem Sonnenschein bis zur Fähre mit Eckerölinjen bis Grisslehamn, ab 15:00, an in Eckerö um 17:00 bzw. 18:00 finnischer Zeit. Jetzt also die Åland-Inseln! Der Stellplatz an der Ostsee sieht wegen der vielen Inseln des Archipels eher aus wie ein Platz am See, sehr hübsch, die nahegelegene Straßenbrücke störte wie erwartet gar nicht - keinerlei Autoverkehr in der Nacht.

Die Heizung brummt, nachts sind es immernoch um die 10 °C, da muss ich nicht durchgängig heizen. Es kam aber ein ordentlicher Sturm auf, da schaukelte das Auto ganz schön. 

5So, 12. Oktober 2025
Hammarland - Nåtö
 
44 km

Es ist weiterhin stürmisch, statt Wandern per Fuß oder Rad lieber mit Auto. Im Auto richtig eingelebt mit Kochen, Lesen, Videos gucken. 

6Mo, 13. Oktober 2025
Nåtö - Bomarsund
 
58 km

Schreck in der Morgenstunde: Alditalk ist einen Tag früher abgelaufen, als ich dachte. Kein Netz und deshalb auch keine Möglichkeit, ein neues Jahrespaket zu buchen. In der Not konnte ich mir mit der SIM-Karte aus dem GPS-Tracker behelfen, Alditalk aufladen und jetzt ist wieder ein Jahr Ruhe.

Tag der Besichtigungen: Erst die Haupt-"Stadt" Mariehamn, sehr übersichtlich. Im Einkausfzentrum vor der Stadt konnte ich eine Spülschüssel erstehen, da der Stöpsel in der Spüle nicht dicht hält (Dometic!). Nächster Stopp Kastelholms Slott mit Schloss und Freilichtmuseum, sehenswert, auch wenn ich nirgends hinein konnte, da die kurze Saison hier schon zuende ist. Nun noch nach Bomarsund. Hier wurde in russischer Zeit 1830 eine Festung erbaut, aber noch nicht ganz fertig, wurde sie durch Franzosen und Briten 1856 bereits wieder zerstört. Seit dem ist die Insel - bis heute - entmilitarisiert und wurde mit Finnlands Unabhängigkeit von Russland 1919 autonom.

Noch ein paar hundert Meter weiter steht der Notvikstornet. Ein schöner Platz für die Nacht.

7Di, 14. Oktober 2025
Bomarsund - Långnäs ​  Naantali
 
66 km

Weiter stürmisch auf der Insel. Am Morgen die letzten Ruinen um mich herum besichtigt, die gehören auch noch zur russischen Festung. Im Hafen auf die Fähre "Finncanopus" gewartet. Dolles Schiff, ganz neu, alles sehr schick. Sie kam aus Schweden, legte etwas früher an und auch wieder ab. Man sollte bei Zeiten da sein! Ab 15:00 Uhr, an 19:45 Uhr. Ich habe mich in der Lounge am Fenster niedergelassen, die Aussicht auf die tausend kleinen Inselchen der finnischen Schären genossen und über Bookbeat mir erst "Der kleine Prinz" vorlesen lassen und noch Kafkas "Der Prozess" begonnen. Im Dunkeln dann den Übernachtungsplatz erreicht.

8Mi, 15. Oktober 2025
Naantali - Ruissalo
 
18 km

Erst ein ausführlicher Rundgang durch die Altstadt und entlang der Uferpromenade. Hübsche Holzhäuser, prächtige Villen, sehenswert. Der nächste Stellplatz lag in Turkus Naherholungsgebiet auf der Insel Ruissalo. Hier habe ich noch eine größere Runde zu Fuß gedreht. Der Plan für morgen war, Turku zu besichtigen ...

9Do, 16. Oktober 2025
Ruissalo - Kuusisto
 
26 km

... in der Nacht schaltete sich jedoch die Bordbatterie ab! 0%, nach kurz zuvor noch 20%. Vielleicht stimmt die Kalibrierung noch nicht. Habe dann den Gasgrill zum Heizen genommen, es wird nun nachts recht frisch.

Morgens war auch die Starterbatterie leer! Vielleicht eine falsche Einstellung im Ladebooster oder was auch immer. Mein "Kraftpaket" hat zum Starten nicht gereicht, Starthilfe von einem Pkw auch nicht. Der ACV - äußerst hlfreich und bemüht, mit mehrern Rückrufen und Nachfragen, ob alles klappt, schickte bald einen Helfer mit großem mobilen Ladebooster. Erstmal erledigt. Ich habe mir dann einen Stellplatz mit Stromanschluss herausgesucht und lade alles wieder auf. Drei Rehe kamen mich besuchen. Es ist ein großes Areal auf der Insel Kuusisto namens Villa Wolax mit Restaurant, Hotel und eben auch einigen Womo-Stellplätzen, die mit der App Matkaparkki gebucht werden können. Ich bin hier weit und breit der einzige Gast. Die Saison reicht in Finnland allgemein wohl so von Ende Mai bis Anfang September.

10Fr, 17. Oktober 2025
Kuusisto Kivimo Turku
 
181 km

Durch den Landstromanschluss also Strom im Überfluss, elektrisch geheizt, geduscht, gekocht. Frischwasser gab es auch noch, schön, ein umfangreiches Wasseranschlussset dabei zu haben!

Zunächst Tanken und Einkaufen, S-Market hat eine gewaltige Auswahl, alles top, Paprika und Auberginen aber zum Teil einzeln in Plastik verpackt. Ich konnte einige finnische Spezialitäten erstehen mit den tollsten Namen: Ruisreikäleipä - wörtlich Roggenlochbrot. Aus Sauerteig mit Loch, um es in der Küche zum Schutz vor Mäusen an die Decke hängen zu können. Könnte auch im Wohnmobil nützlich sein! Ist sehr lecker. Karjalanpiirakka - Karelische Piroggen. Roggenteig mit Milchreisfüllung. Google wusste, wie ich die im Airfryer aufwärmen kann. Mittel im Geschmack. Leipäjuusto - wörtlich Brotkäse. Soll aufgewärmt pur oder mit Moltebeerenmarmelade gegessen werden, liegt erstmal im Kühlschrank.

Aufbruch auf die Schären-Ringstraße. Sie ist nur im Sommer vollständig befahrbar, weil eine der Fähren nur in der Saison verkehrt. So war mir klar, schließlich wieder umkehren zu müssen. Die Stecke bietet schöne Panorama-Ausblicke, die sich aber schlecht fotografieren lassen. Etliche Brücken und gelbe Fähren, die zum Straßennetz gehören und deshalb kostenlos sind, verbinden die einzelnen Schäreninseln. Die kürzeste Fähre braucht nur 1 Minute, die längste 30 Minuten. 

Schon fast am Ende der möglichen Strecke auf einer winzigen Kabelfähre sprang dann das Auto nicht wieder an! So blieb ich auf dem Schiffchen, fuhr dreimal hin und her, bis es das Kraftpaket geschafft hat, dass der Motor wieder ansprang. Ich verzichtete auf den letzten kleinen Teil der Reise und kehrte lieber um, um nicht im nirgendwo zu stranden. Das ganze zog sich bis in die Nacht, da die Fähren abends nicht mehr so häufig verkehrten. Beim Warten kam ich mit einem Einheimischen über meine Batteriesorgen ins Gespräch, er empfahl mir einen Laden bei Turku, bei dem mir auch mit dem Einbau einer neuen, stärkeren Batterie - die verbaute ist wahrscheinlich zu leistungsschwach - geholfen werden kann. Ich habe mir das da dann nachts noch angesehen, es sah vielversprechend aus. Zwischenzeitlich viel mir auf, dass die Bordbatterie während der Motor läuft auch geladen wird, wenn der Ladebooster von mir deaktiviert wurde. Das war sehr verwunderlich. Vorm Schlafengehen auf einem Platz in Turku unternahm ich noch einige Versuche und Messungen, morgen früh geht's weiter.

11Sa, 18. Oktober 2025
Turku - Uusikaupunki
 
93 km

Nach dem Frühstück habe ich mit dem Voltmeter dies und das gemessen und die Schaltpläne studiert. Ein unscheinbares Batterietrennrelais zwischen beiden Batterien ist unterm Beifahrersitz verbaut. Das ist mir beim Einbau der eigenen Elektrik entgangen und schaltet nun bei laufendem Motor die Batterien zusammen. Das soll nicht sein, denn ich habe je einen anderen Ladebooster, der auch für Lithium-Batterien geeigent ist, verbaut. Also Beifahrersitz ausgebaut, das Teil ließ sich dann abklemmen und tatsächlich wird jetzt die Bordbatterie nur noch bei aktiviertem Ladebooster geladen, wie es sein soll. Das muss jetzt erst erprobt und weiter beobachtet werden, bevor ich vielleicht doch noch einen neue Starterbatterie kaufe.  

Beim Stadtrundgang fiel mir auf, wie belebt die Straßen sind, halb Turku scheint auf den Beinen, die Gaststätten alle gut besucht um die Mittagszeit. Sehenswert die alte "Kaupahalli" und der Dom, wegen einer Hochzeit aber nur von außen. Die Mülltonnen sind allesamt mit Ablagen für Pfand ausgestattet. Und Mumin begegnet einem allenthalben, auch im Porzellandesign-Laden. Ich hätte bereits in Naantali "Muminland" besuchen können ...

Dann war Zeit für die nächste Etappe, erstmal Richtung Norden bis zum Jachthafen in Uusikaupunki. An einem Fußgängerüberweg habe ich noch einem autonomen Postpaketzustellroboter den Vortritt gelassen und später am Stellplatz die Abendsonne genossen. Ach ja, das Außenthermometer hat in der Nacht erstmals Minustemperaturen angezeigt. 

12So, 19. Oktober 2025
Uusikaupunki - Rauma
 
81 km

Beim kleinen Morgenspaziergang am Sonntag zeigte sich der Ort von seiner verschlafensten Seite. Die Hauptsehenswürdigkeit ist der Myllymäki, der Mühlenhügel, auf dem in der 1930er Jahren mehrere Mühlen aus der Region zusammengetragen wurden. Sieht hübsch aus.

Vor der Weiterfahrt kam dann erneut das Kraftpaket zum Einsatz. Also führte mich der erste Weg am Tagesziel Rauma zum auch sonntags geöffneten Motonet-Laden mit riesigem Angebot an Kfz-Zubehör. Meine erste Wahl fiel auf eine zu große Batterie, die sich aber problemlos umtauschen ließ. Dann die passende mit 95 Ah und noch ein kleines Schraubenschlüsselset zur Montage erstanden und eingebaut. Die alte Batterie konnte ich zurücklassen. Es wäre schön, wenn's jetzt erledigt wäre!

Rauma ist ein malerisches Städtchen mit teils sorgfältig restaurierten, meist einstöckigen Holzhäusern und traditionellem Kopfsteinpflaster. Das hat sich auch gelohnt. Stellplatz wiedereinmal am Jachthafen mit Sonnenuntergang als Fensterausblick.

13Mo, 20. Oktober 2025
Rauma - Björköby
 
334 km

Das Auto sprang ohne zu Murren an! Darf so bleiben. Heute eine längere Etappe, durch Westfinnland mit Stopp in Yteri, dem mit 6 km längsten Strand Finnlands. Hier konnte ich einen schönen Strandspaziergang machen, zurück durch den angrenzenden Kiefernwald. Es folgte noch ein Abstecher bis weit raus nach Reposaari und dann die Fahrt durch die unendliche Weite des Landes auf meist schnurgerader Straße, der E8. Hinter Vaasa - hier super Entsorgung und günstiger Diesel - ging es noch ein Stück auf das Kvarken Archipel bis zur Insel Björkö, das klingt gar nicht finnisch, hier wird schwedisch gesprochen. Stellplatz am weit abseits gelegenen Fischerhafen.

14Di, 21. Oktober 2025
Björköby - Saari-Soljanen
 
262 km

Der Stellplatz ist sehr abgelegen. Es ist ein Ort in Finnland mit schlechtem Netzzugang! Gegen Mittag ging es zum Bootshafen Svedjehamn, von hier startete ich zu einem 4-km-Trail, dem Bodvatnet Runt. Hier lässt sich die immernoch mit 1 cm/a anhaltende Bodenhebung nach der Eiszeit erfahren. Das zu umrundende Gewässer war vor hundert Jahren noch Teil der Ostsee, die alten Bootshäuser stehen noch. Heute verlandet der alte Hafen. Sehr eindrücklich. Und diese neu entstandene Landschaft ist einzigartig und wunderschön. Der Weg endet am hölzernen 20-m-Turm mit schönem Panoramablick.

Zurück vom Archipel über Finnlands längste Brücke jetzt Richtung Helsinki. In Seinäjoki ist Alvar Aaltos Architektur stadtbildprägend. Mich hat die 1960er-Jahre-Architektur nicht so angesprochen. Im Supermarkt gab's die nächste Spezialität: Munkki, hier als gefüllte Minimunkki und als Rinkelimunkki, Ring mit Loch. Sie sind ausgebacken, wie Krapfen/Pfannkuchen/Berliner.

Tagesziel war der offizielle Stellplatz Saari-Soljanen im Nationalpark Seitseminen. Grandios, mit Grillhütten, Feuerstellen, Holzschuppen, im Wald und am See gelegen. Hier gab es dann auch noch zwei andere, finnische Womos.

15Mi, 22. Oktober 2025
Saari-Soljanen - Jyväskylä - Kivala
 
194 km

Nach dem Frühstück - das Müsli aktuell mit schwedischer Filmjölk, lecker - machte ich mich auf die Runde um den kleinen See durchs Moor, überwiegend auf Stegen, ein Abschnitt sogar rollstuhltauglich. Die Infrastruktur in Finnland überrascht immer wieder.

Die Fahrt durch dir westfinnische Seenplatte verläuft, wie man sich Finnland so vorstellt: Birken, Kiefern, Seen. Dazu läuft noch Kafkas "Der Prozess" als Hörbuch. Schließlich angekommen in Jyväskylä, hier ist das Alvar-Aalto-Museum. Neben vielen Exponaten der Regionalgeschichte dreht es sich hier eben um jenen maßgeblichen Architekten. Seine Möbel, Vasen etc. kennen wir alle, herrliche Klassiker sind versammelt. Das hat mir im Gegensatz zur Gebäudearchitektur von Aalto richtig gefallen. Weniger dann der Shop. Es gab wieder Laubsägearbeiten, hier ein Kaffeefilterhalter für 26 € - wem soll ich so einen basteln? - aber auch Klassiker wie der berühmte Hocker E60, hier ab 248 €, Ausstellungsplakate für 43 € usw., dafür kostet der Eintritt für "seniors" nur 10 € statt 16 €.

Ich fuhr dann noch weiter zu einem Plätzchen am See kurz hinter der Stadt und schon war wieder kein Mensch mehr da.

16Do, 23. Oktober 2025
Kivala
 

Nach gut zwei Wochen heute Ruhetag. Ich kann übers Schilf auf den See gucken, lesen, kochen, putzen, planen, Musik und Hörbuch hören.

17Fr, 24. Oktober 2025
Kivala - Helsinki
 
280 km

Richtung Süden, immer am Päijänne, dem längsten und tiefsten See Finnlands, entlang bis Lahti, noch ein Stück Autobahn und Helsinki ist erreicht. 24-h-Stellplatz auf der Zoo-Insel bei scheußlich nasskaltem Nieselregenwetter.

18Sa, 25. Oktober 2025
Helsinki
 
8 km

Die Stadtbesichtugung begann mit dem Kennenlernen der Öffis in Helsinki: Kreditkarte ans Lesegerät halten und die Karte wird zum Ticket, fertig. Einfacher geht's nicht. Ich habe bei nicht so schönem Wetter, aber doch trocken, ein paar Sehenswürdigkeiten abgeklappert. Alte Markthalle, Marktplatz, Kathedrale und Dom (von außen, waren nicht zugänglich). Die Second-Hand-Läden hatten für mich nicht so das Richtige. Highlight ist die Zentralbibliothek Oodi, hier kann man sich treffen, Bücher gibt's natürlich auch, Café, Restarant, Arbeitsplätze ohne Ende. Und rappelvoll. Für mich gab es Wollsocken und auf dem Marktplatz eine von der netten Standbetreiberin persönlich gestrickte Mütze. 

Zurück am Auto, wegen der 24-h-Regel hier, noch den Stellplatz gewechselt und auf dem Handy abgelesen: 10 km zu Fuß heute.

19So, 26. Oktober 2025
Helsinki - Kotka
 
143 km

Heute Dauerbetrieb für die Scheibenwischer. Ich fahre weiter Richtung Osten, einen weiteren Helsinki-Tag gibt es wegen der Wetteraussichten nicht. Es geht auf der Landstraße entlang der Südküste, immer wieder blitzt der dunkler Granit, auf dem Südfinnland ruht, aus dem Moos hervor. In Loviisa vertrete mich mir am Hafen etwas die Beine, hübsch sanierte rote Salzspeicher säumen die Promenade. In Kotka schließlich finde ich einen Platz direkt am Wasser. Der Rest ist Kochen und Youtube-Sonntag.

20Mo, 27. Oktober 2025
Kotka - Ristiina
 
244 km

Bei etwas gnädigerem Wetter führt mich die Landstraße bis zum Kuninkaantie, dem Königsweg, einer alten Handelsstraße, die auf einem 35-km-Abschnitt als Museumsstraße ausgewiesen ist. Sie schlängelt sich hübsch durch die Wälder und an Seen entlang. In Lappeenranta große V&E, solche Einrichtungen sind rar, die ABC-Tankstellen haben manchmal sowas. In der Stadt ein wenig auf dem Festungshügel herumspaziert und die Reise entlang des Saimaa-Sees fortgesetzt. Er ist der größte See des Landes, was ihm nicht gleich anzusehen ist, das er extrem zerklüftet ist und aus unzähligen Buchten mit eigenständigen Namen besteht; die Uferlinie soll 15.000 km betragen. Hier gibt es diese typischen Finnlandbilder zu machen. Zum Glück ist es den Mücken im Oktober schon zu kalt!

21Di, 28. Oktober 2025
Ristiina - Rantasalmi
 
319 km

Weiter durchs finnische Karelien, den Saimaa meist im Blick. Gegen Mittag traute sich auch die Sonne ab und an durch die Wolken zu blitzen. In Puumala überspannt eine beachtliche Brücke den Fluss, vom Parkplatz aus konnte ich mit dem Aufzg auf die Brücke fahren und die Aussicht geniessen. Nächster Halt: weltgrößte Holzkirche in Kerimäki mit 5000 Plätzen. Von außen schon sehr beachtlich, von innen - ?

Finnland ist außehalb der Mückensaison für den Tourismus häufig nicht geöffnet, so auch diese Kirche. Also weiter zur großartigen Olavinlinna, der Olafsburg in Savonlinna. Total verwinkelt, sensationell gut erhalten. Ich habe mich ein bisschen verlaufen. Sie besteht gerade ihr 550-jähriges und seit über hundert Jahren gibt es im Sommer sogar Opernaufführungen. Eine der schönsten Burgbesichtigungen für mich. Abends dann ein hübscher örtlicher Womostellplatz noch ein paar Kilometer weiter. 

22Mi, 29. Oktober 2025
Rantasalmi - Kaajani
 
314 km

Auf dem Weg nach Norden lagen in Kuopio eine Sprungschanzenanlage, ein Aussichtsturm - wegen Nebels ohne Aussicht - und eine Markthalle am Weg, da gab es leckere Kekse, die nach Spekulatius schmecken. In Iisamo konnte ich ein Brauereimuseum angucken und mich in Kaajani ans Seeufer stellen.

23Do, 30. Oktober 2025
Kaajani - Lippiniemi
 
220 km

Der Oulujärvi, also der Fluss, der in Oulu mündet, bildet unterwegs einen großen See mit Insel aus. Also über die Brücke auf Manamansalo. Es gibt eine Outdoor-Kirche im Wald und einen gestreiften Stein, der zu den ältesten der Erdgeschichte gehört. Abends gab es einen Platz am Stausee.

24Fr, 31. Oktober 2025
Lippiniemi - Rovaniemi
 
492 km

Heute bin ich sehr früh aufgewacht und habe die lange Etappe bereits im Dunkeln gestartet. Bei Oulu gibt es eine Insel, auf die ich mit der Fähre gefahren bin. Nächstes Jahr werden zwei Brücken und ein Damm fertig, da hätte ich nicht fast eine Stunde warten müssen. Bei dem recht trüben Wetter war der Ausflug nicht so eindrücklich, ich bin bald wieder umgekehrt. Auf der weiteren Fahrt Richtung Polarkreis kam ich noch zu einer schönen Stromschnelle, erinnerte mich an die Schweden-Reise. Die ersten beiden Rentiere grasen am Straßenrand und als es begann, dunkel zu werden, fuhr ich zu einem weiteren Stellplatz an einem Stausee, der aber nicht sehr einladend war. Ich beschloss, noch bis in das Weihnachtsmanndorf bei Rovaniemi zu fahren. Google Maps war der Auffassung, nicht umzukehren, sonder geradeaus weiter zu fahren. Da kam nun Allrad und Differentialsperre zum Einsatz! Ein völlig aufgeweichter Waldweg, uiuiui. Das rote Auto hat alles super mitgemacht. Erschöpft im Dorf angekommen, gab es erstmal Abendessen. Der Rundgang durch das Santa Claus Village mit Santa Burgern und vielen LEDs war wie erwartet: Viel Rummel und im abends noch geöffneten Laden alles voller Krempel. Außer mir war noch eine chinesische Familie da. Sie haben auch nichts gekauft, es wäre ja auch nur ein Re-Import nach China gewesen.

Zurück am Auto fällt mein Blick auf die Stoßstange: Das vordere Nummernschild ist weg! Nach einigen Recherchen ergaben sich drei Optionen:

1. Option: Ich fahre einfach mit einem selbstgebastelten Pappschild hinter der Windschutzscheibe weiter. Dazu fand ich heraus, dass das manchmal in Deutschland von der Polizei geduldet wird, erlaubt ist es nicht und das Auto sei ohne vollständige Kennzeichen nicht versichert. Wie das in Finnland gesehen wird, konnte ich nicht herausfinden.

2. Option: Neue Kennzeichen besorgen. Das geht nur in Deutschland. Es gibt Flüge von Rovaniemi nach Berlin, kosten kurzfristig um die 800 € hin und zurück.

3. Option: Ich finde das Kennzeichen wieder. Aber nicht mehr heute im Dunkeln.

25Sa, 1. November 2025
Rovaniemi - Haparanda
 
206 km

Die Vorstellung, diese Schlammpiste noch einmal abfahren zu müssen, behagte mir zwar gar nicht, die anderen Optionen waren aber noch schlechter. Also im Hellen los. Die Strecke sah noch scheußlicher aus als gestern, das Auto hat aber wieder tapfer durchgehalten. Auf der schlechtesten Passage kein Kennzeichen zu sehen. Als der Weg wieder besser wurde, sah ich das Nummernschild: Es lag einfach mitten auf dem Weg! Eingesammelt, durchgeatmet und die Reise konnte weitergehen. 

Es zeigte sich, dass der Schilderhalter kaputt war, ein sicheres Befestigen damit war nicht mehr möglich. Das Schild hinter die Windschutzscheibe zu legen ginge zur Not, aber vielleicht geht's auch besser. Bei Motonet in Rovaniemi hatten sie nur Halter für die kürzeren finnischen Kennzeichen, aber der sehr hilfsbereite Verkäufer hat herausgefunden, dass Clas Ohlson so etwas auch führt. Also da hin, in ein Einkaufszentrum. Ja, sie führen das, aber nicht am Lager. Dem Verkäufer war klar, hier muss geholfen werden. Es würde auch reichen, Löcher ins Nummernschild zu bohren und es dann direkt statt des Schilderhalters an die Stoßstange zu schrauben, schlug ich vor. aber ohne Bohrmaschine wird das nichts. Letztlich lieh er mir einen Akkuschrauber aus - "I trust you". Ich bohrte also Löcher, schraubte die Kennzeichen an und fertig!

Nach dieser Aktion schaute ich mich noch ein wenig im Shopping Center um und fand einen schönen Troyer aus Wolle für mich. Das hatte ich mir doch verdient!

Die angenehme Fahrt entlang des Kemijoki endete heute in Haparanda, also knapp in Schweden. Hier gibt es IKEA, da gehe ich traditionell immer hin (siehe Schweden 2020)! Es gab ein paar Badaccessoires und einen ordentlichen Stellplatz direkt bei IKEA. Zwei aufregende Tage gingen zuende.

26So, 2. November 2025
Haparanda - Levi
 
291 km

Im benachbarten finnischen Tornio gibt es im Shopping Center einen Waschsalon! Und die Nutzung ist finnlandtypisch sehr einfach: Größe der Waschmaschine aussuchen, Wäsche rein, Temperatur wählen, Kreditkarte zücken, fertig, 30 Minuten. Dann umfüllen in den Trockner, gleiches Prozedere, macht zusammen 11,40 €. Es hätte auch eine Teppichreinigngsmaschine gegeben!

Der erste Teil der heutigen Etappe führte entlang des Tornionjoki, dem längsten Wildwasserfluss Europas. Da waren wir auf der Schwedenreise 2020 auch schon, aber eben nur auf schwedischer Seite, dort Tornion Älv genannt, konnten aber wegen der Grenzschließungen nur nach Finnland herüberschauen. Die schönsten Stromschnellen heißen hier Kokkolakoski, in der Saison werden hier Felchen, die flussaufwärts schwimmen, mit Käschern auf dem Wasser geholt und am Stock gegrillt. Wieder landeinwärts endete die Fahrt am mit über 500 m für finnische Verhälnisse schon recht hohem Levi. Hier gibt es demächst wieder Wintersport, noch ist die Schneedecke zu spärlich.

27Mo, 3. November 2025
Levi - Mihkalijärvi
 
282 km

Morgens lag der Berg vollens im Nebel und ich fuhr durch den Schneematsch auf frischstem Asphalt wieder hinunter, es soll Richtung Norwegen gehen. Drei Wege stehen zur Auswahl, ich wählte den verkehrsärmsten. Er führt durch einsame finnische Wälder, hier ist Taiga. Die Heizung hat gut zu tun, Temperaturen um 0 °C. 44 km der Strecke sind unbefestigt und schließlich erreiche ich Inari am gleichnamigen See. Der 550-Menschen-Ort ist Verwaltungszentrum eines Gebiets von der Größe Bayerns. Wichtig sind die einzige Tankstelle weit und breit soie Siida und Sajos. Siida ist das Sami-Museum, ausgerechnet in dieser Woche wegen Wartung geschlossen. Sajos ist das samische Kulturzentrum mit Sitz des Samen-Parlaments und eines Ladens mit authentisch samischem Kunsthandwerk zu Mondpreisen. Die weitere Strecke führt entlang des 2,5 BSG(*) großen Inarisees, der sich gut hinter Bäumen versteckt. Er ist überwiegend Vogelschutzgebiet, die Ufer schilfbewachsen oder nur auf Privatstraßen erreichbar. So erreiche ich nach Sonnenuntergang gegen 15:30 Uhr Orszeit (14:30 MEZ) meinen Stellplatz an einem kleinen See mit Picknickplatz.

(*) selbst ausgedachte Maßeinheit für die Bodensee-Größe.

Dieselpreise

Deutschland

1,61 €

Schweden

16,49 SEK

1,50 €

Finnland

1,60 €

Norwegen

20,31 NOK

1,75 €

Dänemark

13,94 DKK

1,87 €

Stand: 27.10.2025 globalpetrolprices.com

Kilometer
Auto


Rad
Fuß

5.442 km
202 km/Tag
- km
71 km

Diesel (für Motor und Heizung)

605 l
958 €
1,58 €/l
11,6 l/100km

Fähren

Maut

Nahverkehr

188 €

55 €

7 €

Parken

13 €

Übernachtungen

20 €
1 €/Nacht

Kultur

19 €

Gesamtausgaben

1.260 €
47 €/Tag

Solarertrag

1.480 Wh

78 Wh/Tag

Stand: 03.11.2025